In vitro-Tests – Ein Fortschritt nicht nur für den Tierschutz

von Susanne Andre und Friedhelm Diel

Zusammenfassung

Auch nach der Europäischen Chemikalienverordnung (REACH) wird die Entwicklung der in vitro-Untersuchungen von Stoffen und Produkten zur Vermeidung schmerzhafter Tierversuche verlangt. Mit dem Histamin-Liberationstest (HLT) in Kombination mit dem Basophilen-Degranulationstest (BDT) als Kurzzeit- und dem Lymphocyten-Stimulationstest (LST) als Langzeit-Untersuchungen werden Zeit- und Geld-sparende Labormethoden vorgeschlagen, die zudem den Vorteil bieten, dass bei diesen ex vivo-Versuchen direkt auf das individuelle Risiko bei Schadstoff-/Allergen-Belastung geschlossen werden kann. Für mehrere Beispielprodukte (Pyrethroide, Methoxy-progesteron-acetat MPA, einer Bio-Anstrichfarbe und Hautcreme-Basismaterialien) werden der Immunotoxikologische Index (ITI) für Pyrethroide und MPA sowie der Allergotoxikologische Index (ATI) für Anstrichfarben und Kosmetica im „Risc assessment“ vorgeschlagen. Verglichen werden jeweils Allergie-Patienten (typische Symptomatik und erhöhtes Gesamt-IgE) mit normalen Probanden ohne familiäre Vorbelastung. Bei den Pyrethroiden ergeben sich unterschiedliche Werte, die bei Zugabe des Wirkverstärkers Piperonyl-butoxid (PBO) im HLT und LST erhöhte ITI aufweisen. Der höchste Index wird bei Testung einer Wandfarbe in der Allergikergruppe (ATI = 8,3) verzeichnet. Dagegen sind die ATI-Werte der Kosmetik-Probe mit einer marinen Bakterien-Wachsester-Basis sehr niedrig und bestens geeignet für Allergiker. Weitere klinische Untersuchungen sind aber notwendig zur Validierung der vorgestellten in vitro-Methode.

Schlüsselworte: In vitro-Tests, Histamin-Liberationstest (HLT), Basophilen-Degranulationstest (BDT), Lymphocyten-Stimulationstest (LST), Immunotoxikologischer und Allergotoxikologischer Index (ITI und ATI)

in UMWELT&GESUNDHEIT 3-4 (2010) 78-83