Tagungsreport 25. AVE-Jubiläumsveranstaltung 2014 Fulda

Tagungsbericht 25. Internationales Jubiläum des AVE Ende September 2014 in der Wiesenmühle Fulda

Nach ihrer Begrüßung der circa vierzig in- und ausländischen Tagungsteilnehmer erhielt die 1. Vorsitzende, Dr. Eva Diel, den Ehrenbrief des Landes Hessen persönlich überreicht durch OB Gerhard Möller. Geehrt wurde sie für ihr langjährig ehrenamtliches Engagement nicht nur für den gemeinnützigen Allergieverein in Europa e.V. (AVE), sondern auch für die Führung hessischer Sportvereine in der Region, so wie den Einradverein RMV aus Petersberg.

Der Tagungsleiter Prof. Dr. Friedhelm Diel eröffnete die Veranstaltung am Samstag den 27. September 2014 mit einem Rückblick auf die Arbeit sowie Veröffentlichungen der vergangenen 25 Jahre. Begonnen hatte alles 1989 mit den Margretenhauner Seminaren und der „Allergothek“, dem ersten Organ des AVE. Außer in Deutschland wurden Jahreshauptversammlungen (JHV) u.a. im Kloster Neustift (Brixen Südtirol Italien), Luxemburg/Brüssel, Eupen (Belgien), Heerlen (NL), und in Mayerhofen (Österreich) abgehalten. Mit der Übernahme der Redaktion durch Andreas Steneberg erschien dann regelmäßig viermal im Jahr die UMWELT&GESUNDHEIT ab den neunziger Jahren.

Geehrt wurden die verstorbenen AVE-Mitglieder, Dr. Serge Well, Immunologe aus Luxemburg und Mitbegründer des Allergie-Therapiezentrum (ATZ) in Südspanien sowie die Wissenschaftlichen Beiräte, Pfarrer Prof. Dr. h.c. Kurt Oeser, der Münchener Prof. Dr. Roland Scholz und der Berliner Prof. Dr. Walter Schunack.

Die Wissenschaftliche Beirätin Prof. Dr. Madeleine Ennis (Uni Belfast) begann danach mit ihrem Vortrag zu „Infektionen der Atemwege – Asthma“. Sie zeigt auf, dass neben viralen Infektionen der Atemwege die bakteriellen Belastungen eine erhebliche Rolle spielen und bei der Allergie-Ermittlung eine stärkere Beachtung finden sollten. Mehr ins Blickfeld sollte auch die „Rolle von Allergien bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED)“ genommen werden. Hier zeigt Prof. Dr. Martin Raithel et al. (Unikliniken Erlangen) auf, dass Allergien und CED einige mechanistische Gemeinsamkeiten einer pathologischen Immunisierung aufweisen. Interessant ist dann auch der Beitrag der ungarischen Assistenzprofessorin Dr. Erna Pap (Semmelweis-Uni Budapest), die über den „…Einfluß des Vitamin D auf das Immunsystem“ – in glänzendem Deutsch – referierte.

Dann folgte der Beitrag des Wissenschaftlichen Beirates (und Mann der ersten Stunde) Prof. Dr. Hans-Jürgen Schubert (Erfurt) über „Infektionen der Haut – atopisches Ekzem“. Professor Schubert ist Dermatologe und erklärt die Notwendigkeit, zwischen „guten“ und „bösen“ Keimen auf unserer Haut differenzieren zu müssen. Hier gibt es entsprechende Erfahrungen auch an der Spezialklinik Neukirchen, vorgetragen von Dr. Alexander Tudor Constantinescu mit einigen eindrucksvollen Bildern insbesondere von an schwerem atopischen Ekzem leidenden Kindern, die in der Neukirchener Klinik nahezu geheilt werden konnten.

Die Thematik spezialisierte sich dann ein wenig zu „Allergien und Infektionen bei Sportlern“ vorgetragen von Prof. Dr. Roman Khanferyan (Moscow) und den Kollegen Akimov Mikhail Yurievich (candidate of agricultural sciences, director of MKU „Management on Implementation of the Program of a Development of the City of Michurinsk as Science City of the Russian Federation“) sowie Rodyukov Sergey Viktorovich – (Deputy head of administration, Michurinsk.) mit Schwerpunkt auf Gesunde Ernährung. Spannend wurde es dann wieder nach dem Mittagessen, als Vorstandsmitglied und praktizierender Allergologe aus Belgien, Dr. Hugo Boonen (Geel), zur Frage berichtete „Nehmen Allergien zu? Neue allergene Substanzen.“ Wer wusste schon , dass nach der Latex-Allergie jetzt andere Zusatzstoffe in Gummihandschuhen – wie 1,3-Diphenylguanidin – zu neuen (Kontakt)-Allergien führen können!? In diesem Vortrag wurde auch über den Fall einer Rauschgift-abhängigen Patientin berichtet, die sich gegen Cannabis sensibilisiert hatte.

Am nächsten Tag (Sonntag 28. September 2014) ging es weiter mit Cindy Maréchal (Insel Föhr) zum Thema „Vorbeugung und Therapie von Infektionskrankheiten durch eine das Immunsystem stärkende Ernährung – ein aktueller Überblick“. Hierzu hatte sie ja auch ein vielbeachtetes Buch geschrieben, das kürzlich im Haug-Verlag erschienen war. Wissenschaftlicher Beirat Prof. Dr. Peter Axt (Fulda) referierte zum Thema „Doping – Werden Beta-2-Agonisten und Glucocorticoide von Sportlern missbraucht?“. Es wurde diskutiert, inwieweit sich z.B. kranke Sportler mit Medikamenten einen Vorteil verschaffen können und aufgezeigt, dass plötzlich eine auffallend hohe Anzahl von Asthmatikern bei Spitzensportlern auftritt, die sich diese Form des Dopings verschreiben lassen. Danach berichtete die russische Pharmazeutin Olga Torbina (Krasnodar) von den typischen Apotheken in Russland, wo eine große Vielfalt von Medikamenten und Naturheilprodukten die Arzneimittelkontrolle sehr schwer macht. (Dieser Vortrag sowie die Beiträge aus Michurinsk wurden von Professor Khanferyan aus dem Russischen ins Englische übersetzt.)

Der Vortrag von Professor Diel wurde wegen Zeitmangels fallen gelassen und Karlheinz Müller (Baufritz Erkheim – siehe auch das Interview im Tagungsband U&G 3.14) berichtete über „Innenraumbedingtes Infektionsrisiko – Ein Betätigungsfeld für Baubiologen?“, in dem er hauptsächlich die Gefahren durch elektromagnetische Wechselfelder sowie ihre Messbarkeit und die Grenzwertbeurteilung im Gebäude thematisierte.

Zum Ende gab es – wie so häufig bei den vorangegangenen JHV – den Vortrag von Prof. Dr. Crispin Gigante Pérez (Uni Alcalá de Henares Spanien) über „Neues von der Musiktherapie bei Allergikern“. Abbildungen und Grafiken waren in Deutsch. Man konnte alles gut verstehen und sich den besonderen Nutzen der Musik insbesondere bei Neurodermitikern klar werden lassen.

In der Abschlussdiskussion gab es ein durchweg positives Feed back, wobei die Vorträge und die Diskussion als lehrreich und anregend bewertet wurden. Insbesondere wurde die Gastfreundschaft in Fulda und im Tagungsort der Wiesenmühle hoch gelobt. Dazu hatte nicht zuletzt der Empfang und das gemeinsame vom AVE und den zahlreichen Spendern gesponserte Abendessen beigetragen.